Ashley Graham: Wunderschöne Frau in einer realitätsfernen Welt - WELT (2024)

Ashley Graham ist ein Übergrößen-Model, sie trägt Konfektionsgröße 44. Trotzdem schaffte sie es nun in die Bademoden-Ausgabe des Hochglanz-Magazins „Sports Illustrated“. Ihre Wahl ist eine Revolution.

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Ashley Graham musste in ihrer Karriere als Model schon viele beleidigende und verletzende Bemerkungen über sich ergehen lassen. „Du bist zu hässlich. Deine Arme sind zu dick. Deine Brüste zu groß.“ Auch über ihre nicht zu übersehende Cellulite an ihren Oberschenkeln mokierten sich nicht nur die Agenten, sondern auch die, die ihre Fotos sahen. Sie rieten beim Betrachten ihrer Bilder dringend zur Nachbehandlung, zu Photoshop, um aus der nicht ganz straffen Haut am Computer eine perfekte zu machen.

Das Schlimmste, was man der 27-jährigen Graham allerdings vorwarf und was lange an ihrem Selbstbewusstsein kratzte, war ein für ihren Berufswunsch eigentlich alles vernichtender Satz: „Du bist einfach zu fett für den Job.“ Und meist folgte dieser Abwertung noch ein „gut gemeinter Rat“. Mach erst einmal eine Diät und komm dann wieder.“

Doch daran dachte Ashley Graham überhaupt nicht. Die junge Frau aus Lincoln (US-Bundesstaat Nebraska) wollte so bleiben, wie sie ist: 1,75 Meter groß, 77 Kilogramm schwer mit Maßen von 107-76-117 und damit weit entfernt von den in der Modelwelt angestrebten Idealwerten 90-60-90. Legt man Grahams Körperzahlen dem normalen Body-Mass-Index der renommierten Mayo-Klinik zugrunde, liegt sie mit 25.1 im unteren Bereich der Kategorie Übergewicht.

„In dieser Branche muss man eine dicke Haut haben“

Ashley Graham, deren Vorbild die ebenfalls nicht unbedingt als Schlankheitsideal bekannte britische Sängerin Adele ist, störte das alles nicht. Sie glaubte an den eigenen Erfolg und schaffte es auch als Übergrößenmodel auf den Titel von „Elle“ sowie in bekannte Modemagazine wie „Vogue“, „Harper’s Bazaar“ und „Glamour“.

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„Ich war mal angesagt, dann wieder ein Nichts“, sagte Graham im vergangenen Jahr in einem Interview mit der „Daily Mail“ in London über ihre mittlerweile 15 Jahre währende Karriere. „Mal war ich zu fett, dann zu weiß, und einmal sagten mir Leute, ich bin zu hässlich. In dieser Branche muss man eine dicke Haut haben, vor allem wenn man wie ich ein wenig kräftiger gebaut ist.“

Doch das Durchhaltevermögen scheint sich für sie gelohnt zu haben. Ashley Graham, die als Zwölfjährige in einem Einkaufszentrum in ihrer Heimatstadt Lincoln entdeckt wurde, wird in der kommenden Woche Geschichte schreiben – Modelgeschichte.

Als erstes Super-Sized-Model wird sie in der am 9. Februar erscheinenden Swimsuit-Ausgabe von „Sports Illustrated“ in einer Anzeigenkampagne zu sehen sein. Die Übergrößenmarke Swimsuits for All hat sie engagiert und will, dass sie unter dem Slogan „Curves in Bikinis“ Werbung für ihre Bademodenkollektion macht.

Ashley Graham: Wunderschöne Frau in einer realitätsfernen Welt - WELT (1)

„Das Geheimnis ist raus“, verriet Ashley Graham, die neben Danielle Redman, Inga Eirksdottir, Julie Henderson und Marquita Pring zu den Plus-Size-Models der bekannten Modelagentur IMG zählt, am Donnerstag auf ihrer Twitter-Seite ihren fast 18.000 Followern. „Ich bin so stolz, das Gesicht der Kampagne ‚Curves in Bikinis‘ zu sein.“

Die Reaktionen auf Twitter und Facebook zu ihrer Ankündigung waren zunächst sehr positiv. „Es gibt keinen Grund mehr, seine Kurven zu verbergen“, schrieb eine Userin. „Ich liebe es“, twitterte eine andere. „Endlich einmal eine richtige Frau.“ Und eine Dritte textete unter dem Hashtag #Curvesinbikinis erleichtert: „Es wurde auch Zeit.“

Hochglanz-Magazin mit Kultstatus wagt und gewinnt

Doch es waren nicht nur die Frauen, die auf die Ankündigung reagierten, sondern auch Männer. „Eine wunderschöne Frau“, schrieb einer auf Twitter. „Endlich wird einmal die Wirklichkeit in dieser realitätsfernen Welt gezeigt“, ein anderer. Und ein Dritter gestand: „Ich glaube, ich habe mich verliebt.“

Tatsächlich ist die Anzeigenkampagne für Plus-Size-Bademoden ein kaum zu unterschätzendes Ereignis in der Geschichte der Swimsuit-Ausgabe von „Sports Illustrated“. Denn bisher hatte das zum Kultstatus aufgestiegene Hochglanzmagazin, von dem jedes Jahr eine Million Exemplare am Kiosk verkauft werden, nur auf schlanke bis superschlanke und leicht bekleidete Bikini-Schönheiten gesetzt. Übergewichtige Frauen hatten in dem Magazin in den vergangenen mehr als 50 Jahren keine Chance.

Auf dem Titel landeten seit der Erstausgabe im Jahr 1964 Modelgrößen wie „The Body“ Elle Macpherson, Petra Nemcova, Bar Refaeli, die Freundin von Fußballstar Cristiano Ronaldo, Irina Shayk, aber auch Heidi Klum im Jahr 1998. Diese Serie der Dünnen und Durchtrainierten wurde erst 2007 mit Beyoncé und vor allem 2012 mit Kate Upton auf dem Titel gebrochen. Dabei hatte Letztere mit einer Kleidergrößen von 38 im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen für das Modelgeschäft schon so etwas wie eine Übergröße.

Eine Anzeige mit einem Plus-Size-Model ist eine Revolution

Doch in einem vom Schlankheitswahn besessenen Amerika war Kate Upton mit ihren Maßen 84-63-93 für die Leser offenbar eine willkommene Abwechslung. Die Ausgabe mit dem kurvenreichen Star verkaufte sich so gut, dass die 22-Jährige ein Jahr später gleich noch einmal auf den Titel kam.

Zu mehr allerdings hatten die Macher bei „Sports Illustrated“ bis heute noch keinen Mut. Eine Anzeige mit einem Plus-Size-Model, die von einem passenden Werbevideo begleitet wird, gilt deshalb als Durchbruch, als eine Revolution. Ashley Graham ist dabei das Kontrastprogramm zu dem diesjährigen Cover-Girl Hannah Davis. Während das 24-jährige Mannequin mit einer Konfektionsgröße von 34 auf dem Titel posiert, hält Graham in ihrem knappen, schwarzen Bikini und mit Größe 44 wahrhaft dagegen.

Weniger sexy scheint sie dabei nicht zu sein, zumindest wenn man den drei durchtrainierten Männern, die sie in dem Werbeclip anhimmeln, glauben will. Denn während das Plus-Size-Model an einem Pool entlangstolziert, kommen die drei Herren angesichts der Kurven kaum aus dem Staunen heraus.

Ashley Graham: Wunderschöne Frau in einer realitätsfernen Welt - WELT (2)

Mit offenem Mund und einem im Hintergrund des Clips unterlegten Stöhnen verfolgen sie jede Bewegung ihrer Angebeteten. Und das so intensiv, dass einer von ihnen in den Pool fällt. Ashley Graham hat dafür nur ein Lächeln übrig und lässt am Ende des 34-Sekunden-Clips ihr Bikini-Oberteil ins Wasser fallen. Auf YouTube wurde der kurze Streifen bisher mehr als 170.000 Mal angeschaut.

„Ich weiß, dass meine Kurven sehr sexy sind“, erklärte Ashley Graham in einem Statement. „Und ich will, dass jede Frau weiß, dass auch ihre eigenen sexy sind. Es gibt keinen Grund, sie zu verstecken. Es gibt aber viele Gründe, sie zur Schau zu stellen. Die Welt ist bereit für mehr Kurven im Bikini.“

Helfen könnten solche bekennenden Aussagen zum eigenen Gewicht des zurzeit wohl berühmtesten Übergrößenmodels allen, die unter dem anhaltenden Schlankheits- und Abnehmwahnsinn leiden. Darunter sind offenbar auch immer mehr Kinder und Teenager. Nach einer jüngsten Studie fühlen sich 80 Prozent der zehnjährigen Mädchen in den USA zu dick und haben schon einmal eine Diät gemacht. Ashley Graham wollte nie abnehmen. Und dennoch hat sie es selbst in der Modewelt ganz nach oben geschafft.

Ashley Graham: Wunderschöne Frau in einer realitätsfernen Welt - WELT (2024)
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